Bei einer Hypnose unterstützt der Hypnotiseur den Patienten dabei, in einen Trancezustand zu gelangen, um auf diesem Wege einen veränderten Bewusstseinszustand herbeizuführen. Das hört sich für viele unheimlich an, doch jeder von uns befindet sich täglich mehrmals unbeabsichtigt in einem Trancezustand. Beispielsweise beim spannenden Fernsehfilm, bei der langweiligen Autobahnfahrt, beim Tanzen oder beim Sport, beim Lesen eines fesselnden Buches… Wir nennen diese normalen Trancen auch Alltagstrance. Ein Trancezustand ist dadurch gekennzeichnet, dass die Aufmerksamkeit nach innen gelenkt ist, der Patient in seiner Aufmerksamkeit fokussiert ist. Das können angenehme Gedanken und Vorstellungen sein oder er befindet sich in einem inneren Dialog. In der medizinischen Praxis erleben wir oft eine Sonderform der natürlich entstehenden Trance. Die sogenannte Problemtrance: der Verunglückte, der nach einem Unfall unter Schock orientierungslos durch die Gegend läuft, der Angstpatient beim Zahnarzt, der beim Anblick des Zahnarztstuhls oder beim Geräusch eines Bohrers von einer Panikattacke ergriffen wird… Hier ist der Patient in seiner Aufmerksamkeit auf das Problem fixiert. Die Problemtrance soll aber nicht Inhalt dieses Blogposts sein. Auf das Thema Problemtrance komme ich noch in einem späteren Blog-Artikel zurück.

Hypnotische Trance ist geführte Aufmerksamkeit

Die therapeutische Trance ist letztendlich nichts anderes als ein herbeigeführter, veränderter Bewusstseinszustand, den der Patient erlebt und der es ermöglicht, gezielt Stärken und besondere Fähigkeiten zu aktivieren, die wir uns dann therapeutisch nutzbar machen. Die Aufmerksamkeit wird dabei nicht auf das Hier und Jetzt gelenkt, sondern auf das innere Erleben, auf Vorstellungen, Visionen und Erinnerungen. Bei der hypnotischen Trance wird die Aufmerksamkeit im Gegensatz zur Alltags oder Problemtrance  vom Therapeuten geführt. Die therapeutische Trance ermöglicht neue lebendige Vorstellungen, alternative Sichtweisen und damit lösungsorientiertes Erleben. In der hypnotischen Trance erlebt der Patient alles wesentlich intensiver. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass das Gehirn in der Trance die gleichen neuronalen Erregungsmuster zeigt wie bei tatsächlich Erlebtem und speichert diese als Erfahrung ab. Dadurch erlebt der Patient im Rahmen einer psychotherapeutischen Intervention während der Trance wirkliche und nachhaltig verändernde Erfahrungen. Durch häufiges Training kann der Patient diese lebendigen Vorstellungen immer leichter und gezielter abrufen (Selbst-Hypnose).

Entspannte Muskeln und ruhiger Atem in der psychotherapeutischen Behandlung

Wie aber erkennt der Therapeut Trancezustände beim Patienten? Bei der therapeutischen Trance treten sogenannte Trance-Phänomene auf, an denen der geschulte Beobachter erkennen kann, dass es sich hier um einen Trancezustand handelt. Wichtig ist bei der therapeutischen Trance, dass der Patient in ein positives inneres Erleben geleitet wird. Daher können wir auch entspannte Reaktionen beobachten (im Gegensatz zur Problemtrance):
Die Muskelspannung verändert sich, der Patient entspannt sich muskulär vor allem im Gesicht, im Nacken, in den Schultern und an den Händen.

  • Der Herzschlag und der Blutdruck senken sich
  • Reflexe wie der Lidschlag verlangsamen sich oder verschwinden völlig
  • Die Atemfrequenz sinkt, die Atmung wird ruhiger und gleichmäßiger, der Patient atmet mehr durch den Bauch
  • Die Pupillen vergrößern sich, der Patient bekommt einen fixierte  und „glasigen“ Blick
  • Die Körperbewegungen verlangsamen sich und / oder stellen sich ganz ein
  • Der Patient muss häufiger gähnen, möglicherweise tränen auch die Augen

Ich werde in einem weiteren Blogpost auf das Thema Problemtrance eingehen. Hier kannst Du genau gegenteilige Reaktionen feststellen.​

Thomas Van der Grinten
Thomas Van der Grinten